Wärmepumpen richtig dimensionieren: So findest du die optimale Größe

Du spielst mit dem Gedanken, eine Wärmepumpe einzubauen? Dann ist die richtige Dimensionierung absolut entscheidend. Eine zu kleine Wärmepumpe kann durch häufigen Heizstab-Einsatz richtig ins Geld gehen. Aber auch eine überdimensionierte Anlage ist keine gute Idee – sie verbraucht unnötig viel Energie und geht früher kaputt. Wir zeigen dir, worauf es bei der Dimensionierung wirklich ankommt.

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Die gute Nachricht vorweg

Bei etwa 80% der Wärmepumpen-Angebote stimmt die Dimensionierung. Aber wir haben auch schon Angebote gesehen, bei denen die Wärmepumpe dreimal so groß war wie eigentlich nötig. Damit du nicht in diese Kostenfalle tappst, erfährst du hier alles Wichtige zur richtigen Größenbestimmung.

So wird die Wärmepumpengröße ermittelt

Wenn du dir eine Wärmepumpe kaufen möchtest, wird der Heizungsbauer zunächst nach deinem Verbrauch fragen. Daraus berechnet er überschlägig die Heizlast. Neben der reinen Heizlast müssen weitere Faktoren berücksichtigt werden:

  1. Die Heizlast deines Gebäudes: Sie gibt an, wie viel Heizenergie dein Haus benötigt
  2. Warmwasserbedarf: Pro Person werden etwa 250 Watt zusätzlich eingerechnet
  3. Eventuelle Sperrzeiten: Bei vergünstigten Wärmepumpentarifen muss ein weiterer Faktor einkalkuliert werden

Wichtig: Keine Überdimensionierung!

Eine häufige Fehlannahme: “Lieber etwas größer dimensionieren, dann bin ich auf der sicheren Seite.” Das stimmt nicht! Die Heizlastberechnung enthält bereits mehrere Sicherheitszuschläge:

  • Es wird angenommen, dass alle Räume gleichzeitig auf 20°C geheizt werden
  • Die Berechnung erfolgt für den kältesten Tag
  • Interne Wärmequellen wie Backofen, Körperwärme oder andere Elektrogeräte werden nicht berücksichtigt
  • Die Berechnung enthält überall Zuschläge, sodass der Wert fast immer zu hoch ist

Der goldene Mittelweg: Der Bivalenzpunkt

Experten empfehlen: Der sogenannte Bivalenzpunkt sollte zwischen -2°C und -7°C liegen. Was bedeutet das? Ab dieser Temperatur schaltet sich der Elektroheizstab zu, weil die Wärmepumpe alleine die benötigte Heizleistung nicht mehr erbringen kann.

  • Über -2°C: Die Wärmepumpe arbeitet sehr effizient
  • Zwischen -2°C und -7°C: Idealer Bivalenzpunkt
  • Unter -7°C: Zu häufiger Heizstabeinsatz verschlechtert die Effizienz

So findest du die optimale Größe für dein Haus

Für die korrekte Dimensionierung brauchst du drei Werte, die du kostenlos ermitteln kannst:

1. Die Heizlast bestimmen

Besuche dafür unseren kostenlosen Sanierungsrechner unter schlau-sanieren.de. Der Fragebogen ist so gestaltet, dass ihn jeder beantworten kann. Nach der Eingabe deiner Daten erhältst du zwei wichtige Werte:

  • Verbrauchsbasierte Heizlast: Berechnet aus deinem bisherigen Gas- oder Ölverbrauch
  • Bedarfsbasierte Heizlast: Ermittelt aus den baulichen Gegebenheiten (Flächen, Fenster, Wände, Dach und deren Zustand)

Wichtig zu wissen: Heizungsbauer erstellen ihre Angebote meist nach dem Verbrauchswert. Am Ende muss aber eine raumweise Heizlastberechnung nach dem Bedarfswert durchgeführt werden. Es ist ein gutes Zeichen, wenn beide Werte nah beieinander liegen.

2. Die Norm-Außentemperatur ermitteln

Gehe dazu auf waermepumpe.de und dort auf “Normen und Technik”. Klicke dann auf die Klimakarte. Du kannst entweder deine Postleitzahl eingeben oder direkt auf der Karte deinen Standort anklicken. Die angezeigte Temperatur (z.B. -13,7°C) ist deine Norm-Außentemperatur.

3. Das Datenblatt der Wärmepumpe analysieren

Im Datenblatt findest du die Leistungskurve der Wärmepumpe. Diese zeigt dir, welche Heizleistung bei welcher Außentemperatur verfügbar ist. Dabei gibt es meist mehrere Linien für verschiedene Vorlauftemperaturen (z.B. 35°C und 55°C).

Praktische Anwendung am Beispiel

Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Eine Wärmepumpe mit 8 kW Nennleistung und folgende Werte:

  • Heizlast: 9,7 kW
  • Norm-Außentemperatur: -13,7°C
  • Gewünschte Innentemperatur: 20°C

In der Leistungskurve zeichnen wir nun zwei Punkte ein:

  1. Den ersten Punkt bei -13,7°C (Norm-Außentemperatur) und 9,7 kW (benötigte Heizlast)
  2. Den zweiten Punkt bei 20°C (Innentemperatur) und 0 kW (kein Heizbedarf)

Verbinden wir diese Punkte, sehen wir wo die Linie die Leistungskurve der Wärmepumpe schneidet. Dieser Schnittpunkt zeigt den Bivalenzpunkt – in unserem Beispiel bei -4,2°C. Das liegt optimal im empfohlenen Bereich zwischen -2°C und -7°C.

Taktverhalten verstehen

Im Datenblatt finden wir auch eine untere Leistungslinie, die den minimalen Leistungsbereich der Wärmepumpe anzeigt. In unserem Beispiel zeigt sich:

  • Bei 55°C Vorlauftemperatur arbeitet die Wärmepumpe zwischen -4°C und +11°C ohne zu takten
  • Außerhalb dieses Bereichs muss die Wärmepumpe takten (sich häufig ein- und ausschalten)

Wäre die Wärmepumpe überdimensioniert (z.B. bei nur 5,5 kW Heizlast), würde sie bereits ab +5°C anfangen zu takten, was zu erhöhtem Verschleiß führt.

Beispiel einer Fehldimensionierung aus der Vergangenheit

Früher war es üblich, die Wärmepumpengröße einfach nach dem vorhandenen Heizkessel zu bestimmen – nach dem Motto: 25 kW Ölkessel = 25 kW Wärmepumpe. Da die alten Ölkessel meist hoffnungslos überdimensioniert waren, führte dies besonders bei Fix-Speed-Wärmepumpen zu Problemen. Diese Wärmepumpen begannen zu takten, was große Pufferspeicher erforderlich machte. Das Resultat war ein träges und ineffizientes System.

Technische Betriebsdetails

Wärmepumpen arbeiten im monoenergetischen Betrieb, das bedeutet, sie nutzen bei Bedarf einen Elektroheizstab zur Unterstützung. Bei Luftwärmepumpen ist dies unvermeidlich, da sie ab einer bestimmten Temperatur die Heizlast nicht mehr alleine decken können. Der Bivalenzpunkt kann bei Bedarf angepasst werden – liegt er beispielsweise bei 0°C oder +2°C, verschlechtert dies zwar die Effizienz, aber die Förderkriterien (Jahresarbeitszahl von 3) können trotzdem noch erreicht werden.

Bei der Auslegung ist auch die Dimensionierung der Wärmequelle wichtig. Während die Wärmepumpe selbst eher knapp bemessen sein sollte, kann die Wärmequelle (Luft, Sole oder Wasser) durchaus großzügiger ausgelegt werden.

Sanierungsaspekte und Planung

So findest du die optimale Größe für dein Haus

Du brauchst dafür drei Werte:

  1. Die Heizlast: Diese findest du hier im Bereich Heizung
  2. Die Norm-Außentemperatur: Findest du auf waermepumpe.de unter “Normen und Technik”
  3. Das Datenblatt deiner Wärmepumpe: Mit der Leistungskurve

Diese Fragen stellst du deinem Heizungsbauer

Um herauszufinden, ob dein Heizungsbauer die Wärmepumpe richtig dimensioniert hat, stelle ihm diese zwei entscheidenden Fragen:

  1. “Wurde eine konkrete Heizlastberechnung durchgeführt oder nur nach Quadratmetern geschätzt?”
  2. “Bei welcher Außentemperatur liegt der Bivalenzpunkt?”

Wenn der Heizungsbauer diese Fragen sofort beantworten kann, ist das ein gutes Zeichen. Es zeigt, dass er Erfahrung mit Wärmepumpen hat und den monoenergetischen Betrieb versteht. Kann er zusätzlich erklären, wie er die Leistungskurven berücksichtigt hat, weist das auf eine sorgfältige Planung hin.

Was tun bei Unterdimensionierung?

Falls sich herausstellen sollte, dass die Wärmepumpe zu klein dimensioniert wurde (z.B. 9 kW statt benötigter 12 kW), gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Nicht jeder Raum muss auf 20°C beheizt werden (z.B. Schlafzimmer)
  • Der Elektroheizstab kann früher zugeschaltet werden (z.B. schon bei 0°C oder +2°C)
  • Dies verschlechtert zwar die Jahresarbeitszahl, aber die Förderkriterien (JAZ von 3) sind meist trotzdem erreichbar

Fazit: Größer ist nicht besser

Bei der Wärmepumpendimensionierung gilt: Lieber etwas knapper auslegen als zu groß wählen. Die Wärmepumpe sollte auf der Wärmequellenseite (Luft, Sole, Wasser) großzügig ausgelegt sein, während die Heizleistung selbst eher knapp bemessen sein sollte. Eine zu große Wärmepumpe taktet häufiger, was zu höherem Verschleiß und Energieverbrauch führt. Mit den richtigen Werkzeugen und Fragen kannst du die Dimensionierung deiner Wärmepumpe selbst überprüfen und sicherstellen, dass du eine effiziente und langlebige Anlage erhältst.

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Häufig gestellte Fragen zur Wärmepumpendimensionierung

Wie wird die richtige Größe einer Wärmepumpe ermittelt?

Die Dimensionierung erfolgt anhand von drei Hauptfaktoren:

  • Die Heizlast des Gebäudes
  • Der Warmwasserbedarf (ca. 250 Watt pro Person)
  • Eventuelle Sperrzeiten bei vergünstigten Wärmepumpentarifen

Was ist der optimale Bivalenzpunkt bei einer Wärmepumpe?

Der optimale Bivalenzpunkt sollte zwischen -2°C und -7°C liegen. Ab dieser Temperatur schaltet sich der Elektroheizstab zu. Über -2°C arbeitet die Wärmepumpe sehr effizient, unter -7°C verschlechtert zu häufiger Heizstabeinsatz die Effizienz.

Ist es sinnvoll, die Wärmepumpe größer zu dimensionieren als nötig?

Nein, eine Überdimensionierung ist nicht sinnvoll. Die Heizlastberechnung enthält bereits mehrere Sicherheitszuschläge. Eine zu große Wärmepumpe führt zu häufigerem Takten, was den Verschleiß erhöht und die Effizienz verschlechtert.

Welche Werte brauche ich für die korrekte Dimensionierung?

Für die korrekte Dimensionierung benötigen Sie drei Werte:

  1. Die Heizlast Ihres Gebäudes (verbrauchs- und bedarfsbasiert)
  2. Die Norm-Außentemperatur Ihres Standorts
  3. Das Datenblatt der Wärmepumpe mit der Leistungskurve

Was kann ich tun, wenn meine Wärmepumpe zu klein dimensioniert wurde?

Bei einer Unterdimensionierung gibt es mehrere Lösungsmöglichkeiten:

  • Nicht alle Räume müssen auf 20°C beheizt werden
  • Der Elektroheizstab kann früher zugeschaltet werden (z.B. bei 0°C oder +2°C)
  • Die Förderkriterien (JAZ von 3) sind meist trotz früherem Heizstabeinsatz erreichbar

Welche Fragen sollte ich meinem Heizungsbauer zur Dimensionierung stellen?

Stellen Sie Ihrem Heizungsbauer diese zwei wichtigen Fragen:

  1. “Wurde eine konkrete Heizlastberechnung durchgeführt oder nur nach Quadratmetern geschätzt?”
  2. “Bei welcher Außentemperatur liegt der Bivalenzpunkt?”

Ein erfahrener Heizungsbauer sollte diese Fragen sofort beantworten können.

Was bedeutet das Taktverhalten einer Wärmepumpe?

Das Taktverhalten beschreibt das Ein- und Ausschalten der Wärmepumpe. Eine optimal dimensionierte Wärmepumpe arbeitet in einem bestimmten Temperaturbereich ohne zu takten (z.B. zwischen -4°C und +11°C bei 55°C Vorlauftemperatur). Zu häufiges Takten durch Überdimensionierung führt zu erhöhtem Verschleiß und Energieverbrauch.

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