Wand-Dämmung verstehen in unter 12 Minuten

Die Wände deines Hauses machen rund 60% der Gebäudehülle aus und sind damit der größte Energiefresser. Bis zu 40% der wertvollen Heizenergie verpuffen durch ungedämmte Wände. Mit der richtigen Dämmung kannst du nicht nur ordentlich Energie sparen, sondern auch dein Wohnklima deutlich verbessern. In diesem Artikel erfährst du von unserem Experten Arnold Dreever, welche Dämm-Methoden es gibt und wie du die beste Lösung für dein Haus findest.

Für diesen Artikel haben wir uns Unterstützung von einem echten Experten geholt: Arnold Dreever kennt nicht nur jedes Dämmverfahren aus dem Effeff, sondern achtet wie wir darauf, dass du für jeden eingesetzten Euro möglichst viel Energie und Kosten sparst. In diesem Video erklärt er dir, welche Möglichkeiten es gibt, deine Wände zu dämmen – und worauf du dabei besonders achten solltest.

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Die zentrale Rolle der Wanddämmung verstehen

Stell dir vor: Deine Heizung arbeitet auf Hochtouren, aber 40% der Energie gehen einfach durch die Wände verloren. Eine effektive Dämmung kann bis zu 30% dieser verlorenen Energie einsparen. Doch es geht nicht nur ums Geld: Eine gut gedämmte Wand erhöht auch die “Tapetentemperatur” – also die Oberflächentemperatur deiner Innenwände. Bei schlecht gedämmten Wänden liegt diese oft bei nur 15 Grad, mit optimaler Dämmung steigt sie auf bis zu 19 Grad. Das bedeutet nicht nur mehr Behaglichkeit, sondern reduziert auch deutlich das Risiko von Schimmelbildung.

Der “Jackpot”: Das Hohlschichtmauerwerk

Was viele nicht wissen: Etwa 30% der deutschen Häuser haben ein sogenanntes Hohlschichtmauerwerk – quasi einen “eingebauten Dämmjackpot”. Dabei besteht die Außenwand aus zwei separaten Mauerschichten mit einem Luftraum von 5-10 cm dazwischen. Diese Bauweise wurde ursprünglich nicht zur Dämmung, sondern zum Schutz vor Schlagregen entwickelt, besonders in Küstenregionen, wo der Regen häufig “von vorne” kommt.

Der Vorteil: Diese Hohlschicht lässt sich schnell und kostengünstig mit Dämmmaterial füllen. Während eine komplette Außendämmung bis zu 40.000 Euro kosten kann, liegst du hier meist nur bei 3.000 bis 5.000 Euro. Die Arbeiten sind meist in einem Tag erledigt.

Wichtig: Eine Außendämmung auf ein Hohlschichtmauerwerk aufzubringen, ohne die Hohlschicht zu füllen, ist praktisch wirkungslos. Es ist, als würdest du einen warmen Mantel anziehen, aber den Reißverschluss offen lassen – die kalte Luft zirkuliert weiter durch die Hohlschicht.

Nutze unseren Einblassdämmungs-Potentzial-Check und prüfe wie hoch die Wahrscheinlichkeit für eine Einblassdämmung bei deinem Haus ist.

Hohlschichtmauerwerk findest du besonders häufig im Norden Deutschlands, aber auch in der Mitte und im Osten. Mit einem einfachen Test kannst du herausfinden, ob dein Haus diese Bauweise hat:

Du brauchst nur:

  • Einen Bohrhammer oder eine Schlagbohrmaschine
  • Einen Bohrer (ca. 20 cm lang, 8 mm Durchmesser)

Und so gehst du vor:

  1. Wähle eine Stelle mittig in der Außenwand (nicht neben Fenstern oder Türen)
  2. Bohre vorsichtig ein Loch
  3. Wenn der Bohrer plötzlich “durchrutscht” – Gratulation, du hast eine Hohlschicht!
  4. Prüfe zur Sicherheit an 2-3 verschiedenen Stellen

Ein Fachbetrieb wird später ohnehin noch mit einem Endoskop die genaue Beschaffenheit der Hohlschicht prüfen, bevor die Dämmung eingeblasen wird.

Der Weg zur optimalen Einblassdämmung

So läuft eine professionelle Einblassdämmung bei Hohlschichtmauerwerk ab.

Phase 1: Analyse der Wandstruktur
Der Fachbetrieb untersucht mit einem Endoskop die genaue Beschaffenheit der Hohlschicht und misst ihre Dimensionen.
Phase 2: Vorbereitung der Einblaslöcher
In regelmäßigen Abständen werden Löcher in die Außenwand gebohrt. Der Abstand richtet sich nach der Wandhöhe und dem verwendeten Dämmmaterial.
Phase 3: Einblasen des Dämmstoffs
Der Dämmstoff wird mit speziellen Maschinen gleichmäßig in die Hohlschicht eingebracht. Dabei wird die vollständige Füllung kontinuierlich überwacht.
Phase 4: Verschließen und Finish
Die Einblaslöcher werden fachgerecht verschlossen und an die Fassade angepasst. Eine abschließende Kontrolle stellt die vollständige Füllung sicher.

Die wichtigsten Dämm-Methoden im Überblick

1. Wärmedämmverbundsystem (WDVS)

Dies ist die am weitesten verbreitete Form der Außendämmung in Deutschland. Dabei werden Dämmplatten mit Kleber und Dübeln an der Wand befestigt und anschließend verputzt. Vorteile:

  • Kostengünstigste Variante der Außendämmung
  • Viele Handwerker haben Erfahrung damit
  • Bewährtes System

Nachteil: Die dauerhafte Verbindung mit dem Mauerwerk macht späteres Recycling schwierig.

2. Vorhangfassade

Eine weniger bekannte, aber nachhaltigere Alternative. Hier wird eine Konstruktion vor die Wand gehängt, bestehend aus:

  • Trägerkonstruktion (oft aus Holz)
  • Dämmstoff zwischen den Trägern
  • Wasserdichte Folie
  • Lüftungsebene
  • Äußere Verkleidung (flexibel gestaltbar)

Vorteile:

  • Bessere Recyclingfähigkeit
  • Flexible Gestaltungsmöglichkeiten
  • Langlebig

Nachteil: Etwa 50% teurer als ein WDVS

3. Innendämmung

Manchmal ist eine Außendämmung keine Option, etwa bei:

  • Fachwerkhäusern
  • Denkmalgeschützten Fassaden
  • Gemeinsamen Außenwänden mit Nachbarn

Die Innendämmung bietet hier interessante Vorteile:

  • Zimmerweise umsetzbar
  • Flexibel in der Dämmstärke (5-20 cm)
  • Viel Eigenleistung möglich
  • Keine Abstimmung mit Nachbarn nötig

Achtung: Bei Innendämmung verschiebt sich der Taupunkt in die Wand. Eine fehlerhafte Installation kann zu Schimmel führen. Die Dämmung muss absolut fugenfrei an der Außenwand anliegen – selbst kleinste Lücken können problematisch werden.

4. Dämmputz und Dämmfarbe

Dämmputz kann in speziellen Fällen sinnvoll sein, hat aber klare Grenzen:

  • Maximale Dämmdicke etwa 8 cm
  • Hohe Kosten (300-400 €/m²)
  • Begrenzte Dämmwirkung

Von Dämmfarben ist dagegen dringend abzuraten: Trotz großer Werbeversprechen warnen Verbraucherzentralen und die Stiftung Warentest vor diesen Produkten. Eine messbare Energieeinsparung ist nicht nachweisbar.

Fazit: Die richtige Dämmung für dein Haus

Die Wahl der optimalen Dämmmethode hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Bauweise deines Hauses (besonders: Hohlschichtmauerwerk prüfen!)
  • Denkmalschutz und andere rechtliche Vorgaben
  • Verfügbares Budget
  • Möglichkeit zur Eigenleistung
  • Gewünschte Optik

Ein gut gedämmtes Haus spart nicht nur Energie und Geld, sondern bietet auch ein deutlich angenehmeres Wohnklima. Die Investition in eine fachgerecht ausgeführte Dämmung zahlt sich dabei meist schon nach wenigen Jahren aus.

Häufig gestellte Fragen zur Wanddämmung

Wie viel kostet eine Wanddämmung?

Die Kosten variieren stark nach Methode: Eine Hohlschichtdämmung kostet etwa 3.000-5.000 € für ein Einfamilienhaus. Ein Wärmedämmverbundsystem liegt bei etwa 40.000 €, eine Vorhangfassade kann bis zu 60.000 € kosten. Dämmputz ist mit 300-400 €/m² besonders teuer.

Kann ich eine Innendämmung selbst anbringen?

Teilweise ja. Du kannst die Holzständerkonstruktion selbst erstellen und die Trägerplatten anbringen. Das Einblasen der Zellulose-Dämmung sollte aber ein Fachbetrieb übernehmen. Wichtig ist die absolut fugendichte Installation, da sonst Schimmelgefahr droht.

Warum ist eine Dämmfarbe keine gute Lösung?

Dämmfarben versprechen Energieeinsparungen von bis zu 40% – was physikalisch unmöglich ist, da dies den gesamten Wandverlust entspräche. Verbraucherzentralen und die Stiftung Warentest warnen ausdrücklich vor diesen Produkten, da keine messbare Energieeinsparung nachweisbar ist.

Wo finde ich am häufigsten Hohlschichtmauerwerk?

Hohlschichtmauerwerk wurde besonders häufig in Norddeutschland verwendet, da es ursprünglich zum Schutz vor Schlagregen entwickelt wurde. Du findest diese Bauweise aber auch in der Mitte und im Osten Deutschlands. Etwa 30% aller deutschen Häuser haben ein Hohlschichtmauerwerk.

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